Hintergrund und Bedeutung der Ausbildung
Lehm ist ein natürlich vorkommender Rohstoff, der zu etwa gleichen Teilen aus Ton, Schluff und Sand besteht und seit Jahrhunderten bereits als Baustoff verwendet wird. Heute lebt noch etwa ein Drittel der Weltbevölkerung in Lehmhäusern. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Lehm als Baustoff auch in Österreich noch sehr dominant, wurde aber dann immer mehr durch industrielle Baustoffe abgelöst und hat seitdem immer mehr an Bedeutung verloren (vgl. Bacher, 2011). Diese Industrialisierung der Baubranche bringt jedoch auch viele negative Aspekte mit sich. Unter anderem ist die heutige moderne Baubranche für rund 40 % unseres Gesamtenergieverbrauches verantwortlich. Zudem generiert die Bauindustrie annähernd 40 % unseres jährlichen Abfalls, da die Produkte nicht wiederverwendet werden können (vgl. BauNetz, 2021). Zur Minimierung dieser Belastungen für die Umwelt ist ein vermehrter Einsatz von umweltfreundlichen Materialien im Bau unbedingt notwendig – Lehm ist eine dieser umweltfreundlichen Varianten. In den letzten Jahrzehnten ist bereits ein langsamer Umschwung hin zu einer energiesparenden und umwelt- sowie ressourcenschonenden Bauweise bemerkbar. Lehm als Baustoff bekommt in vielen Ländern bereits wieder mehr Beachtung und wird als Baustoff für die Moderne angesehen. An diesen ersten Bewegungen des Umdenkens wollen wir anknüpfen und diese Entwicklung mit der Ausbildung von Fachpersonal im Lehmbau unterstützen und dadurch weiter vorantreiben.

Gesellschaft und Kultur
Lehm wird bereits seit tausenden von Jahren als Baustoff für den Hausbau verwendet. Bei fachgerechter Errichtung überdauerten Lehmbauten viele hundert Jahre. Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche Techniken und Verwendungsmöglichkeiten von Lehm im Hausbau entwickelt (vgl. Bacher, 2011). In Ungarn, besonders in der Region Göcsej, wurde vorrangig der Lehmbewurf bei Bauernhäusern angewendet. Diese wurden teilweise jahrhundertelang, bis zu den 1950/60-er Jahren zum Wohnen genutzt. Die Lebensdauer dieser Häuser konnte durch eine regelmäßige, kostengünstige und umweltfreundliche Instandhaltung des Lehmputzes und anschließendem Tünchen um Jahrzehnte verlängert werden. Der Lehmbau war früher in Österreich besonders im Weinviertel und im Nord- und Mittelburgenland sehr stark vertreten (vgl. Netzwerk Lehm, 2021). Es ist aktuell sowohl in Ungarn als auch in Österreich ein vermehrtes Zurückkehren zu den Bauweisen mit Lehm spürbar.
Bereits früher waren die guten raumklimatischen Eigenschaften des Lehms bekannt und werden heute langsam für den modernen Bau wiederentdeckt. Lehm ist ein guter Wärmespeicher und hat eine temperaturausgleichende Wirkung. Somit sorgt er in den Wintermonaten für warme Räume und hält sie in den Sommermonaten kühl (vgl. Bacher, 2011 & Dachverband Lehm e.V.,2014).
Arten der Lehmbaustoffe
Lehm ist nicht gleich Lehm. Für das Bauen mit Lehm gibt es unterschiedliche Baustoffe und unterschiedliche Zusammensetzungen von anderen Baustoffen mit Lehm. Mit diesen spezifischen Zusammensetzungen werden aus Lehm Fußböden, Wände und Putze hergestellt.
Zum Verputzen von Wänden und Decken im Innenbereich und von schlagregengeschützten Außenwänden können Lehmputze verwendet werden. Es muss dafür nicht ein Lehmuntergrund vorliegen, denn Lehmputze können auch auf allen anderen gängigen Untergründen aufgetragen werden.
Für Fußböden wird vorrangig Stampflehm verwendet. Dieser muss beim Bau sehr sorgfältig verdichtet werden und ab einer bestimmten Dicke lagenweise eingebaut werden. Zusätzliches Verfestigen kann durch anschließendes Einlassen von Grundieröl, Fußboden-Hartöl oder Leinöl erreicht werden. Auf Fußböden aus Stampflehm können auch feste Bodenbeläge aus Ziegel oder Natursteinplatten angebracht werden.
Für den Bau von Wänden mittels Lehm werden Stampf- und Wellerlehm, Lehmsteine, Lehmplatten, Lehmtrockenbauplatten oder Leichtlehm im feuchten Einbau verwendet. Der Lehm ist vielseitig und kann in tragenden und nichttragenden Wänden verarbeitet werden (Netzwerk Lehm, 2021).
Ausbildungsinhalte
In dieser Ausbildung werden ausgewählte Lehmtechniken für den Hausbau oder die Erhaltung und Renovierung alter Gebäude gelehrt. Lehm ist ein sehr vielseitiger Rohstoff und ihm wird aufgrund seiner nachhaltigen Aspekte wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Das Wissen über der Verwendung von Lehm im Hausbau soll mit dieser Ausbildung wieder im Repertoire der Fachkräfte verankert werden. Die Ausbildung umfasst die theoretische und praktische Herstellung von Lehmböden, Wänden aus Lehm, Lehmputze und Lehmfarben.
Folgende Inhalte werden behandelt:
- Einsatzgebiete von Lehm als Baustoff
- Vorteile der Verwendung von Lehm als Baustoff
- Rohstoffkunde
- Umgang mit Arbeitsmitteln und Werkzeugen
- Techniken zur Erstellung von Wänden aus Lehm
- Anwendung von Lehmputzen
Quellen:
Bacher, C. (2011): Geschichte des Lehms. Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-infoe des Lehms (lehmhaus.net), abgerufen am 23.02.2021.
BauNetz (2021): Energieverbrauch und Baustandards. Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-infoieverbrauch und Baustandards | Nachhaltig Bauen | Einführung | Baunetz_Wissen, abgerufen am 23.02.2021.
Dachverband Lehm e.V. (Hg.) (2014): Lehmbau Info. Verbraucherinformation. Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-inforband Lehm e.V. (dachverband-lehm.de), abgerufen am 25.02.2021.
Netzwerk Lehm (2021): Was ist Lehm? Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-info Lehm | Netzwerk Lehm, abgerufen am 23.02.2021.