Traditionelle Einfriedungen mit Naturmaterialien

Hintergrund und Bedeutung der Ausbildung

Unter dem Namen Traditionelle Einfriedungen mit Naturmaterialien werden im Rahmen der EUREVITA Pannonia Ausbildung Einfriedungen bestehend aus den natürlichen Materialien Holz und Stein verstanden. Die Ausbildung umfasst die Herstellung von ausgewählten traditionellen Holzzäunen und Trockensteinmauern.

Ökonomie

Für das Handwerk der Errichtung der traditionellen Holzzäune und der Trockensteinmauern gibt es keine rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich und Ungarn. Das Handwerk ist in Österreich weder im reglementierten noch im freien Gewerbe enthalten. Auch in Ungarn ist dieses Handwerk keinem Gewerbe zugeordnet. Es gibt somit kein offizielles Datenmaterial zu Personen und Unternehmen, die dieses Handwerk noch ausführen und noch das benötigte Wissen besitzen. Es besteht dadurch ein großes Potenzial, diese Techniken im Zuge von Ausbildungen wieder zu lehren und das wirtschaftliche Potenzial zu erhöhen.

Gesellschaft und Kultur

Die historische und bis heute anhaltende vorrangige Bedeutung von Einfriedungen ist die Markierung von Grenzen, die Abgrenzung von Grundstücken und das Einzäunen von Arealen, um beispielsweise Vieh vom Verlassen der Weide zu hindern. Traditionelle Einfriedungen weisen sehr breite Anwendungsbereiche auf und wurden seit jeher an die zu erfüllende Funktion angepasst. Holzzäune haben besonders in ländlichen, waldreichen Regionen und auf Almen Tradition und sind dort ein wichtiger Bestandteil der Kulturlandschaft (vgl. Almwirtschaft Österreich, 2018).

Trockensteinmauern werden meist in steinreichen Gebieten erbaut und weisen viele Vorteile im direkten Vergleich zu den heute genutzten Baustoffen auf. Im Vergleich mit Betonmauern besitzen sie eine bessere Elastizität und Stabilität, da sie durch ihre Wasserdurchlässigkeit weniger einsturzgefährdet sind. Verdrängt wurden diese Arten der traditionellen Einfriedungen besonders aufgrund der kostengünstigeren industriell gefertigten Alternativen (vgl. Thuma, 2017). Es ist sehr bedeutsam das Wissen über diese traditionellen Einfriedungen zu erhalten und die unzähligen Vorteile dieser Bauweisen zu Nutzen. Damit wird zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft beigetragen und die Auswirkungen auf unsere Umwelt verringert.

Ökologie und Umwelt

Über Jahrhunderte hinweg wurden Einfriedungen aus lokal verfügbaren Naturmaterialien wie Holz und Stein errichtet. Heute bestehen die meisten Einfriedungen aus Beton, Kunststoff oder Metall und haben somit eine vor allem negative Auswirkung auf die Umwelt. Traditionelle Holzzäune werden meist ohne Nägel oder sonstige künstliche Bestandteile gebaut. Zudem werden für den Bau oftmals lokale Resthölzer verwendet. Holzzäune sind daher sehr umweltfreundlich und tragen zur Erweiterung der Wertschöpfungskette mittels lokaler Ressourcen bei (vgl. Almwirtschaft Österreich, 2018). Trockensteinmauern hingegen sind nicht nur umweltfreundlich, sondern schaffen zudem neue Lebensräume. Sie bilden eine Symbiose mit der Natur und tragen zum Erhalt der Biodiversität bei. Die Löcher und Nischen der Mauer schaffen einen wichtigen Lebensraum für Flora und Fauna, darunter Insekten, aber auch Flechten und Moose.

Vielen wärmeliebenden Tierarten, darunter Eidechsen, Wildbienen und Laufkäfer, bieten die Trockensteinmauern aufgrund ihrer wärmespeichernden Eigenschaft einen wertvollen Lebensraum. Damit leisten Trockensteinmauern einen bedeutenden Beitrag für das Mikroklima und tragen zum Erhalt vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten bei. Terrassenkulturen mit Trockensteinmauern unterstützen den Bodenschutz, indem sie die Erosionswirkung des Wassers vermindern und somit den Oberflächenabfluss reduzieren. Der Energieverbrauch für die Errichtung einer Trockensteinmauer ist besonders gering. Es sind durchschnittlich nur rund 10 % der Energie im Vergleich zur Errichtung einer Betonmauer erforderlich (vgl. Global 2000 & Stiftung Blühendes Österreich, 2018).

Ausbildungsinhalte

Die Ausbildung zur Herstellung von traditionellen Einfriedungen mit Naturmaterialien umfasst das theoretische Wissen und die praktische Umsetzung zur Errichtung von Trockensteinmauern und von ausgewählten Arten traditioneller Holzzäune. Es existiert eine große Diversität an traditionellen Holzzäunen, wobei für deren Herstellung unterschiedliche Hölzer und Techniken verwendet werden. Für den Bau einer stabilen Trockensteinmauer hingegen ist die Kenntnis der richtigen Bautechnik notwendig. In dieser Ausbildung werden die Wahl der richtigen Materialien und der richtige Umgang mit den notwendigen Werkzeugen gelehrt. Ausgewählte Arten traditioneller Holzzäune und Trockensteinmauern werden im Zuge der Ausbildung fachmännisch errichtet.

Die Ausbildung umfasst zwei Module:

  • die Herstellung von ausgewählten traditionellen Holzzäunen
  • die Herstellung von Trockensteinmauern

Folgende Inhalte werden behandelt:

  • Vorteile von traditionellen Einfriedungen aus Holz und Stein
  • Rohstoffkunde
  • Umgang mit Arbeitsmitteln und Werkzeugen
  • Herstellung von ausgewählten Arten traditioneller Holzzäune
  • Herstellung von Trockensteinmauern

Quellen:

Almwirtschaft Österreich (Hg.) (2018): Altes Wissen, Almkultur & Almbräuche. Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-infobraeuche.pdf (almwirtschaft.com), aufgerufen am 25.02.2021.

Danninger, W. (2018): Historische Zäune in Oberösterreich. Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-infotlexikon | Kunst und Kultur im Austria-Forum (austria-forum.org), aufgerufen am 24.02.2021.

Global 2000 & Stiftung Blühendes Österreich (2018): ÜBER LEBEN – Du brauchst die Natur. Online verfügbar unter https://www.dachverband-lehm.de/wissen/lehmbau-infot die Natur – Die Multivision, aufgerufen am 24.02.2021.

Thuma, N. (2017): Vergleich der historischen Trockenmauern hinsichtlich ihrer Bautechniken, Funktionen und Nutzungen. Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau.

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