Schilfdachdeckung in Österreich

Geschichte

Schilf zählt zu den ältesten Naturbaustoffen und wurde in erster Linie für den Hausbau verwendet. Zurückzuführen ist das auf die oftmals lokale Verfügbarkeit des schnellwachsenden Rohstoffs und dem frühen Erkennen seiner besonderen Eigenschaften als Wasserpflanze für eine Bedachung von Häusern. Das Schilf wurde in den Wintermonaten geerntet und in Büscheln auf dem Feld zum Trocknen aufgestellt. Im Burgenland wurde vor allem das Schilf vom Schilfgürtel des Neusiedlersees verwendet. Die Frische und die Härte des Schilfes sind dabei entscheidend für die Qualität. Das getrocknete Schilf wurde anschließend fachmännisch auf dem Dach befestigt und regelmäßig gewartet. Aufgrund der Brandgefahr wurde mit der Zeit die Verbreitung von Schilfdächern in Österreich immer geringer (vgl. Müller, 2017). Einige denkmalgeschützte Häuser und so manche Ferienhäuser im Burgenland werden heute noch mit Schilf gedeckt. Schilfdächer werden aufgrund der gesteigerten Nachfrage nach natürlichen Baumaterialien und für die Erhaltung von Gebäuden unter Denkmalschutz in Österreich wieder zunehmend gefragter.

Herstellung und Materialien

Die richtigen Rohstoffe sind maßgeblich verantwortlich für die Qualität und Langlebigkeit des Daches. Die Schilfrohre müssen hohen Anforderungen entsprechen und von bester Qualität sein. Sie sollten 3 mm bis 9 mm dick und geradhalmig gewachsen sein. Die Schilfrohre dürfen nicht geknickt sein und werden daher per Hand geerntet. Das Schilf muss trocken aufbereitet und gebündelt werden und darf keinen Schimmel enthalten. Ein Bündel des Schilfs hat dabei einen Umfang von ca. 60 cm. Die Schilfrohre sollten einen gelben bis braunen Farbton haben und auch bei leichter Biegung nicht sofort brechen. Zusätzlich sollte der Halm eine gewisse Härte haben, welche mit dem Zerdrücken des Stoppels ertastet werden kann. Bei einwandfreier Qualität werden die Schilfbündel anschließend fachmännisch auf dem Dach fixiert. Für eine Dachfläche von 1 m2 werden 10 bis 12 Bunde Schilf benötigt, um eine 35-40 cm dicke Schilfschicht zu bilden. Es gibt unterschiedliche Arten des Dachdeckens, wodurch verschiedene Muster und Formen entstehen. Die Lebensdauer einer Dachdeckung mit Schilf ist von vielen Kriterien abhängig, unter anderem von der Dachneigung, welche mindestens 45° und maximal 60° betragen soll. Im Durchschnitt hat ein Schilfdach eine Lebensdauer von 30 bis 50 Jahren. Es gibt jedoch auch historische Belege von 100 Jahre alten Schilfdächern. In Norddeutschland werden Schilfdächer innen oftmals zusätzlich mit Lehm verputzt, um die isolierende Wirkung von Schilf zu verstärken (vgl. Pussehl, 2015).

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